

Durch Energiekostenexplosion droht Nahversorger-Sterben
„Die massiv gestiegenen Stromkosten stellen unsere selbständigen Nahversorger:innen vor große Herausforderungen“, warnt Alexander Kappaurer, Fachgruppenobmann des Lebensmittelhandels und stellt klar: „Ohne rasche Hilfe kommt es zu Kahlschlag.“
Die explodierenden Energiekosten haben für viele heimische Nahversorger:innen bereits bedrohliche Ausmaße angenommen, immer mehr selbständige Kaufleute schreiben Verluste. „Unsere Branche ist seit fast einem Jahr mit deutlichen Preissteigerungen in allen Warengruppen seitens der Lieferanten konfrontiert“, erklärt Alexander Kappaurer und betont: „Diese wollen und können wir nicht vollumfänglich an die Konsumentinnen und Konsumenten weitergeben. Wir wollen, dass Lebensmittel leistbar bleiben und versuchen hier vieles abzufedern.“ Man kämpfe zudem mit explodierenden Energiekosten insbesondere für die Kühlanlagen, das bringe vor allem die Nahversorger:innen in massive wirtschaftliche Bedrängnis, führt der Fachgruppenobmann aus.
Kommende Monate sind entscheidend
So beliefen sich die Stromkosten in der Branche bisher auf durchschnittlich rund einem Prozent des Umsatzes. Heute hingegen müssen zahlreiche Nahversorger:innen bereits drei bis vier Prozent ihres Umsatzes für Stromkosten aufbringen. „Das erscheint auf den ersten Blick überschaubar, allerdings erwirtschaftet der Lebensmittelhandel traditionell sehr geringe Umsatzrenditen von rund einem Prozent des Nettoumsatzes vor Steuern“, verdeutlicht Kappaurer. Auf die Lebensmittelpreise einfach aufschlagen ließen sich diese Mehrkosten aber nicht und das Schlimmste stünde erst noch bevor, betont der Fachgruppenobmann: „Denn die explodierenden Stromkosten werden in vielen Verträgen erst in den kommenden Wochen und Monaten schlagend.“
Lebensmittelhandel fordert Energiepreisbremse nach deutschem Vorbild
Der von der Bundesregierung am 28. September angekündigte Energiekostenzuschuss für Unternehmen ist aus Sicht des Lebensmittelhandels zwar grundsätzlich zu begrüßen, jedoch weder hinreichend treffsicher noch in seiner Befristung auf den Zeitraum Februar bis September 2022 ausreichend. „Viele Betriebe erhalten auf dieser Basis entweder gar keine Unterstützung, weil sie die Kriterien nicht erfüllen, oder sie bleiben trotzdem in der Verlustzone. Denn sie müssen erstens die restlichen 70 Prozent der Energiemehrkosten tragen und erhalten den Zuschuss zweitens ja nur bis Ende September“, sagt Alexander Kappaurer.
Um ein drohendes Nahversorger-Sterben in Österreich abzuwenden, braucht es den selbständigen Kaufleuten zufolge für alle Lebensmittelhändler:innen dringend Zugang zu leistbarer Energie. „Wir sprechen uns daher für die zügige Umsetzung einer Strom- und Gaspreisbremse für Unternehmen nach deutschem Vorbild auch in Österreich aus. Wenn Betriebe von vornherein leistbare Preise für Energie bezahlen, ersparen wir uns ein kompliziertes, nachträgliches Zuschussmodell wie aktuell in Österreich, das die Liquiditätssituation insbesondere der kleineren Betriebe völlig außer Acht lässt. Gefragt ist jetzt rasches und entschlossenes Handeln seitens der Politik“, fordert der Fachgruppenobmann.