

Vorarlberger Start-up-Barometer 2021:Den Start-ups fehlt das Personal
Das zum Jahreswechsel erhobene Stimmungsbild der Initiative Startupland zeigt, dass die Krise bisher nicht spurlos an Vorarlbergs Start-up-Ökosystem vorbeigegangen ist. Erfreuliche 1.387 Neugründungen im vergangenen Jahr – ein beachtlicher Teil davon lässt sich dem Start-up-Umfeld zuordnen – zeugen zwar vom Vertrauen in die Wirtschaftsstruktur des Landes; Doch das macht die heimischen Start-ups nicht unbedingt zu den „Gewinnern der Krise“.
Wie die aktuelle Erhebung zeigt, hat sich die Situation am Arbeitsmarkt für die heimischen Start-ups verschärft: Der Zugang zu Top-Fachkräften und entsprechend qualifizierten Mitarbeitenden gestaltet sich immer schwieriger, geben die Befragten an. Zudem hat die Pandemie die Finanzierungssituation für Start-ups verschlechtert. Bei 39,5 Prozent hatte sie bisher einen negativen Einfluss, bei 41,1 Prozent der Befragten hat die Corona-Pandemie keine Veränderung ausgelöst, nur 18,4 Prozent können von einem positiven Einfluss sprechen.
Finanzierung und Förderung: Handlungsbedarf
„Die Pandemie erweist sich auch in Österreich zunehmend als Katalysator für einen Startup-Finanzierungsboom. Die Finanzspritzen konzentrieren sich für Gründer:innen jedoch auf wenige Standorte. Vorarlberg hält hier als Start-up-Standort bis dato nicht mit“, stellt Thomas Gabriel, Mitinitiator von Startupland, fest und führt aus: „Es besteht dadurch auch die Gefahr, dass mehr Abhängigkeiten von Förderungen entstehen, was vor allem jene betrifft, die zu Beginn oder während der Krise gegründet haben. Klar ist dennoch: Förderschienen sind und bleiben wichtig - es bleibt kein Zweifel daran, auch, weil viele Geschäftsmodelle erst dadurch realisierbar werden. Künftig werden Finanzierungsangebote und -möglichkeiten wie Business Angels oder Venture Capital – also Beteiligungsfinanzierung mit Risiko- und Eigenkapital – eine bedeutendere Rolle spielen.“ Die Frühphasenfinanzierung (die ersten drei Jahre) haben die meisten Start-ups (74 Prozent) mit Eigenfinanzierung bewältigt. Darauf folgen 41 Prozent mit geförderter Finanzierung und Bankkrediten (27 Prozent) sowie die genannte Venture Capital-Finanzierung (14,7 Prozent).
Netzwerk und Wachstum wichtige Faktoren
Doch wie die Befragung außerdem gezeigt hat, spielt Geld allein nicht die Hauptrolle. Ein breit aufgestelltes und vielschichtiges Netzwerk aus Expert:innen, Berater:innen und auch Gleichgesinnten, anderen Start-ups und Gründungsinteressierten ist ebenso wichtig wie die Ein- und Anbindung an Forschung und Entwicklung sowie Know-how. „Trotz schwieriger Bedingungen scheint der Optimismus ungebrochen zu sein, getreu dem Motto ‚Wenn du nicht an deine Idee glaubst, ist es vorbei‘“, sagt Startupland-Geschäftsführerin Julia Grahammer. In der Tat sind der Optimismus und der Entwicklungskurs stark. 56,5 Prozent der Befragten wollen in den nächsten drei Jahren „mindestens verdoppeln“, 28,3 Prozent wollen „schnell wachsen“.
„Green Tech-Ideen umsetzen“ nicht unter den Haupt-Gründungsmotiven
Bezüglich der Gründungsmotivation gaben 51,1 Prozent an, „etwas bewegen und verändern“ zu wollen, 20 Prozent streben nach Selbstverwirklichung. „Obwohl Themen wie Nachhaltigkeit oder Energiezukunft zu unseren wichtigsten Zukunftsthemen gehören und viele gerne sehen würden, dass alle Anstrengungen in diese Richtung tendieren: Die Zahlen unseres Barometers zeigen, dass das in der Realität – sowohl in der Fokussierung als auch in der Umsetzung – (noch) nicht der Fall ist“, betont Grahammer. Bei etwa 15 Prozent sind die derzeit beabsichtigten Unternehmensziele ökologischer Natur und haben durchaus einen Stellenwert. Dennoch ist man damit weit vom Hauptfokus in den Unternehmenszielen entfernt, der mit rund 65 Prozent nach wie vor Umsatzwachstum bleibt, gefolgt von Produktentwicklung, Expansion und der Aufbau des Geschäftsmodells. Bei 34 Prozent war das Hauptmotiv für die Gründung, ein ökologisches Problem lösen zu wollen/mit ihrer Idee zur Lösung eines ökologischen Problems beizutragen. 32,6 Prozent verfolgen sowohl soziale als auch ökologische Ziele oder setzen – „wann immer möglich“ – einen Fokus darauf (21,7 Prozent).
Gutes Zeugnis für Standort
In Sachen Gesamtstandortbewertung wird ein kontinuierlicher Anstieg der positiven Rückmeldungen verzeichnet: Aktuell wird diese bei einer Barometerskala von 7 mit 4,41 bewertet. 2020 und 2019 waren das noch 4,13 beziehungsweise 4,10 Punkte. Weitere Details:
- Leistbare Büroinfrastruktur leicht rückläufig: 4,11
(2020: 4,47, jedoch Anstieg seit 2018: 3,52) - Beurteilung Angebot an Beratungsleistungen stark gestiegen 5,39
(2020: 4,94 – 2019: 4,48) - Beurteilung Fördermöglichkeiten: 5,23
(2020: 4,40 – 2019: 3,76) - Fachkräftesuche gestaltet sich als schwierig. Hier wird ein starker Einbruch verzeichnet: 3,49 (2020: 4,20 – 2019: 3,49)