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Licht und Schatten im heimischen Handel
Vorarlbergs Händler:innen konnten 2021 ein nominelles Umsatzplus von 10,9 Prozent im Vorjahresvergleich erzielen. In einigen Bereichen gelang es sogar das Vorkrisenniveau von 2019 zu erreichen, andere hingegen liegen noch weit hinter diesem Ziel zurück. Die Sparte Handel in Vorarlberg fordert daher eine Verlängerung der Wirtschaftshilfen bis Ende Juni 2022, um weiterhin stark von der Pandemie betroffene Betriebe zu entlasten.
Der Vorarlberger Handel, inklusive Groß- und Kfz-Handel, hat 2021 den Vorjahresumsatz um 10,9 Prozent übertroffen. Im Vergleich mit dem Vorkrisenniveau von 2019 ist das ein Wachstum von 5,4 Prozent. Im Einzelhandel sind die Umsatzerlöse laut dem aktuellen Konjunkturbericht des Economica Instituts im Vergleich mit 2020 ebenfalls gestiegen, es wurde ein Konjunkturplus von 3,1 Prozent erzielt. „Im Großen und Ganzen sind die Zahlen natürlich erfreulich. Die Lockdown bedingten Umsatzrückgänge im Handel konnten ausgeglichen werden. Allerdings gibt es in einigen Bereichen aber immer noch Aufholbedarf“, betont Carina Pollhammer, Obfrau der Sparte Handel, und konkretisiert: „Im Bekleidungs- sowie Schuhhandel konnte das Vorkrisenniveau leider noch nicht erreicht werden, das trifft auch auf den Blumen, Schmuckhandel, Spielwaren- und Sportartikelhandel, den Elektrohandel sowie den Bücher- und Zeitschriftenhandel zu.“
Hohe Divergenz bei einzelnen Branchen
Der Konjunkturbericht zeigt eine deutliche Unterscheidung zwischen Off- und Onlinehandel, letzterer konnte ein deutliches Plus von 12,4 Prozent verbuchen. Aber auch in einzelnen Bereichen des Einzelhandels divergiert die Umsatzentwicklung deutlich, informiert Peter Voithofer vom Economica Institut: „Zwischen dem Modebereich und dem Bereich Bau- und Heimwerkerbedarf gibt es beispielsweise große Unterschiede. Zwar erzielt der Modehandel 2021 – nach deutlichen Umsatzrückgängen 2020 – wieder eine stabile Konjunkturentwicklung 2021 (nominell: +0,2 Prozent im Vergleich mit 2020) die Umsätze liegen jedoch um 6,3 Prozent unter dem Vorkrisenniveau 2019. Im Gegensatz dazu kann der Einzelhandel mit Bau- und Heimwerkerbedarf die Umsatzsteigerungen 2020 auch 2021 weiter ausbauen. Kumuliert über beide Pandemie-Jahre bedeutet dies ein Umsatzwachstum von 2,3 Prozent.“ Die Ausgaben der Konsument:innen hätten sich somit vom Mode-Bereich in den Bereich „Do it yourself“ verschoben, sagt Voithofer. Die Wirtschaftskammer setze sich daher weiterhin massiv dafür ein, weitere Unterstützungsleistungen seitens der Regierung für die nach wie vor stark betroffenen Branchen zu erzielen, ergänzt Pollhammer.
Groß- und Kfz-Handel
Der heimische Großhandel war 2021 mit außergewöhnlich hohen Preissteigerungen konfrontiert. Die Gründe dafür lagen einerseits in der Rohstoff- und Güterverknappung andererseits an den Lieferverzögerungen. „Daraus resultiert das große Plus von 14,4 Prozent Umsatzsteigerung bei Vorarlbergs Großhandelsbetrieben. Die preisbereinigte Konjunkturentwicklung weist ein Plus von vier Prozent im Vergleich mit 2020 aus“, erklärt Peter Voithofer. Der Fachgroßhandel (Großhandel mit Erzen, Metallen, Baustoffen, chemischen Erzeugnissen etc.) und der Großhandel mit Gebrauchs- und Verbrauchsgütern (Bekleidung, Elektro, Erzeugnisse, Möbel etc.) haben sogar das Vorkrisenniveau erreicht bzw. übertroffen. „Aufholbedarf gibt es aber noch beim Großhandel mit Lebensmitteln, dieser resultiert aus dem fehlenden Absatz durch die pandemiebedingten Schließungen von Gastronomie und Hotellerie“, führt der Studienautor aus. Einen deutlichen Umsatzanstieg mit 12,5 Prozent im Vergleich mit 2020 weist die Kfz-Wirtschaft aus. „Das ist auf den ersten Blick ein sehr erfreuliches Ergebnis, allerdings dürfen wir nicht vergessen, dass wir hier mit einem sehr schlechten Jahr 2020 vergleichen“, relativert Voithofer und führt aus: „Die heimischen KFZ-Händer:innen haben mit einem Umsatz von rund einer Milliarde Euro in etwa wieder das Vorkrisenniveau von 2019 erreicht.“
Erholung am Arbeitsmarkt im Handel
Nach einem deutlichen Beschäftigungsrückgang 2020 steigt die Zahl der Beschäftigten 2021 mit einem Plus von 1,2 Prozent, wieder an, das Vorkrisenniveau von 2019 wurde damit um 0,6 Prozent übertroffen. „Dieser positive Trend gilt vor allem für den Großhandel, deutliche Steigerungen erzielte zudem der Lebensmitteleinzelhandel mit einem Plus von 9,5 Prozent, aber auch im Onlinebereich konnte Erhöhung des Beschäftigenstandes um 8,7 Prozent erzielt werden“, informiert Voithofer und ergänzt: „Einen besonders deutlichen Rückgang um 17,6 Prozent der arbeitslos gemeldeten Personen kann die Kfz-Wirtschaft verbuchen.“
Desaströses Weihnachtsgeschäft durch 2G
Der Lockdown für Ungeimpfte und die damit verbundene 2G-Regel für Geschäfte, die keine Produkte des täglichen Bedarfs führen, wirkte sich auch massiv auf das Weihnachtsgeschäft der stationären Einzelhänder:innen in Vorarlberg aus. „Vor allem der Handel mit Mode und Freizeitartikeln verzeichnete im so wichtigen Weihnachtsgeschäft gravierende Umsatzeinbußen von bis zu 40 Prozent. Aber auch in allen anderen Branchen ausgenommen der Grundversorgung sind die Einnahmen gegenüber 2019 um 23 Prozent gesunken“, informiert Spartenobfrau Pollhammer und verweist darauf, dass ein Großteil der Händler:innen auf diesen Einbußen sitzen blieben, da der Umsatzverlustersatz der Regierung erst bei einem Umsatzverlust von 40 Prozent gegriffen habe. „Viele unserer Betriebe sind in ihrer Existenz bedroht, die verfügbaren Hilfen müssen daher dringend angepasst werden. Wir setzen uns nach wie vor vehement dafür ein, dass die Unterstützungszahlungen zumindest ab einem Umsatzrückgang von 30 Prozent greifen.“
Forderung nach Verlängerung der Hilfsmaßnahmen
Wie der Konjunkturbericht für das Jahr 2021 zeigt, sind die Unterschiede einer Erholung von den Auswirkungen der Pandemie in den einzelnen Bereichen gravierend. „Insbesondere der Schuhhandel, der Bekleidungshandel sowie der Elektrohandel konnten, wie schon erwähnt, bisher nicht an die Umsatzentwicklung aus der Vorkrisenzeit anknüpfen“, betont Carina Pollhammer und gibt weitere Gründe, die eine Fortführung der Unterstützungsleistungen der Regierung nötig machen: „Auch die galoppierende Preisentwicklung im Energiebereich, die internationalen Logistik- und Lieferengpässe sowie die generell hohe Inflation wirken sich nach wie vor deutlich auf die Situation der heimischen Händer:innen aus. Zudem ist die Eigenkapitalbasis vieler Betriebe durch die bereits zwei Jahre dauernde Pandemie stark angegriffen.“ Die Sparte Handel der Wirtschaftskammer fordert daher eine Verlängerung der Hilfsinstrumente bis Ende Juni 2022 sowie deren Überarbeitung „damit unsere Betriebe so rasch wie möglich die finanzielle Unterstützung erhalten, die sie benötigen“, sagt Carina Pollhammer.
Blick in die Zukunft ist von Zuversicht geprägt:
Die Stimmung bei den heimischen Handelsbetrieben ist aber zunehmend positiv. „Die Aussicht auf weitere Lockerungen der Covid-Maßnahmen, vor allem aber die kürzlich erfolgte Aufhebung der 2G-Kontrollen sowie die Aufhebung der Maskenpflicht mit 5. März lassen die Händler:innen aufatmen“, sagt Carina Pollhammer und richtet einen Appell an die Vorarlberger Bevölkerung die Shoppingmöglichkeiten im Land zu nutzen: „Mit einem Einkauf im Ländle unterstützen Sie die regionalen Betriebe und die Wertschöpfung bleibt im Land. Unsere stationären Betriebe überzeugen mit großem Fachwissen und bestem Service. Wer auch in Zukunft einen gemütlichen Einkaufsbummel machen möchte, sollte den heimischen Händler:innen gerade jetzt treu bleiben.“