

Vorarlberger Handel stark geprägt von Preissteigerungen
Mit einem nominellen Umsatzplus von 12,7 Prozent im Vorjahresvergleich fällt die Halbjahresbilanz positiv aus, real bleit davon aber wenig übrig. Die steigenden Preise für Ware und Energie sowie der Personalmangel belasten die Betriebe.
Der Vorarlberger Handel, inklusive Groß- und Kfz-Handel, hat im Zeitraum Jänner bis Mai 2022 den Vorjahresumsatz um 12,7 Prozent übertroffen. Im Einzelhandel sind die Umsatzerlöse laut dem aktuellen Konjunkturbericht des Economica Instituts für das erste Halbjahr 2022 um 5,5 Prozent im Vergleich mit 2021 gestiegen. „Auf den ersten Blick ist das Ergebnis zufriedenstellend. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich allerdings, dass durch die massiven Teuerungen vom Umsatz kaum etwas bleibt“, betont Carina Pollhammer, Obfrau der Sparte Handel, und führt aus: „Im Bekleidungs- sowie Schuhhandel hat sich die Situation im Gegensatz zum Vorjahr gebessert, die Umsätze liegen aber nach wie vor weit hinter dem Vorkrisenniveau zurück; auch der Schmuckhandel, der Spielwaren- und Sportartikelhandel sowie der Bücher- und Zeitschriftenhandel erreichten bislang nicht das Umsatzniveau von 2019.“ Im Bundesländervergleich fällt die Zuwachsrate in Vorarlberg deutlich geringer aus. „Nach wie vor kommen weniger Menschen aus der benachbarten Schweiz und Liechtenstein - diese Einnahmen fehlen“, nennt die Spartenobfrau einen Grund für das geringere Plus. „Zudem wächst die Konkurrenz durch den Online-Handel stetig. Wie die kürzlich veröffentlichte Kaufkraftstrom- und Einzelhandelsstrukturanalyse für Vorarlberg zeigt, resultieren bereits mehr als 50 Prozent der Abflüsse aus dem Online-Handel.“
Groß- und Kfz-Handel
Mit einem Plus von 23,6 Prozent konnten Vorarlbergs Großhandelsbetriebe ein gutes Ergebnis für den Zeitraum Jänner bis März 2022 erzielen. „Preiserhöhungen der nationalen und internationalen Hersteller, bei Energie sowie Liefer- und Logistikschwierigkeiten in den Vorstufen haben aber zu einer Preisrallye geführt“, erklärt die Spartenobfrau: „Österreichweit haben wir ein nominelles Plus von 23,2 Prozent, davon bleibt ein reales von 5,4 Prozent.“
Anders verhält es sich in der Kfz-Wirtschaft: „Nach den vielen Vorziehkäufen aufgrund der NoVA-Erhöhung mit Juli 2021, verzeichnen die heimischen Kfz-Händler:innen im ersten Halbjahr deutliche Rückgänge. Diese sind unter anderem den massiven Lieferverzögerungen sowie der Materialknappheit geschuldet“, konkretisiert Carina Pollhammer die Umsatzrückgänge von 5,7 Prozent.
Erholung am Arbeitsmarkt im Handel
Auch 2022 fällt das Beschäftigungsplus im Handel mit 1,3 Prozent eher gering aus. „Wir haben in allen Bereichen des Handels mit Personalmangel zu kämpfen“, erklärt Carina Pollhammer und ergänzt: „Diese Situation ist sehr belastend für unsere Betriebe und deren Mitarbeitende.“ Denn immer öfters würden die Kunden und Gäste kein Verständnis für die personalbedingte Lage sowie für etwaige Lieferverzögerungen zeigen. „Leider reagieren die Kundinnen und Kunden nicht immer mit dem nötigen Verständnis. Wir erleben vermehrt fehlende Wertschätzung und mangelnden Respekt von gestressten Kunden gegenüber unseren Kolleginnen und Kollegen. Daher nochmals derAppell an die Bevölkerung: Bitte um mehr Verständnis für Personalsituation und einen respektvollen Umgang mit Mitarbeitenden!“