

Nahversorgung in Vorarlberg hervorragend
99 Prozent der heimischen Bevölkerung haben mindestens ein Geschäft mit Vollsortiment im Ort, so das Ergebnis der jährlichen Analyse des Lebensmittel-Einzelhandels.
Die Fachgruppe des Vorarlberger Lebensmittelhandels erhebt seit 1970 jährlich die Verkaufsflächen des Lebensmittel-Einzelhandels mit Vollsortiment und seit 1990 auch von Diskontern. „Die Nahversorgung der Vorarlberger:innen bleibt sehr gut: 99 Prozent der Bevölkerung haben zu Beginn des Jahres 2022 mindestens ein Geschäft mit Komplettsortiment im Ort“, bestätigt Fachgruppenobmann Alexander Kappaurer und ergänzt: „Zum Stichtag am 1. Jänner 2022 sind nur neun Gemeinden dauerhaft ohne Lebensmittelgeschäft, das betrifft rund 4.000 Vorarlberger:innen. Ein wichtiger gesellschafts- und sozialpolitischer Beitrag des Lebensmittelhandels liegt in der flächendeckend funktionierenden Nahversorgung mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfes.“
In Vorarlberg bieten 236 Geschäfte ein Vollsortiment an Lebensmitteln bzw. Waren des täglichen Bedarfs an, die Gesamtfläche beträgt rund 134.000 m2. Im Anbieter-Wettbewerb sind nach wie vor Themen wie Regionalität, Nachhaltigkeit sowie Bio und vegan im Fokus, aber auch die Versorgung mit Lebensmitteln für Allergiker gewinnt zunehmend an Bedeutung. Der Internethandel mit Lebensmitteln spielt in Vorarlberg weiterhin eine untergeordnete Rolle, allerdings steigt der Druck der Digitalisierung auf die Lebensmittelhändler:innen zunehmend.
Vollsortiment
Zum Stichtag der Erhebung bestehen 204 Lebensmittel-Vollsortimenter mit einer Verkaufsfläche von 113.772 m². 2015 lag die Verkaufsfläche noch bei 105.965 m². Im Laufe der Jahre sank die Anzahl der Lebensmittelgeschäfte deutlich, während der Trend zur größeren Verkaufsfläche kontinuierlich zunahm: Seit Beginn der Strukturanalyse im Jahr 1970 ist die Zahl der Geschäfte von 578 auf 203 gesunken, die Verkaufsfläche hingegen von 43.000 auf 113.474 m² angewachsen.
Diskonter
Zum Stichtag bestehen 32 Diskonter mit 20.189 m2 Verkaufsfläche, hier gab es im Vergleich zum Vorjahr keine Veränderung. Die Zahl der Lebensmittel-Diskonter hat sich seit 1990 von 19 auf 32 erhöht und deren Verkaufsfläche – von 5.600 m2 ausgehend – beinahe vervierfacht. In den vergangenen Jahren ist es wieder zu einer Entwicklung gekommen, die vor allem in Richtung Vollsortiment und hin zu Markenartikeln sowie auf den Frischebereich (z.B. Brotbackboxen) abzielt.
Nahversorgung
Mit den Veränderungen der Betriebstypen hat sich ein signifikanter Wandel der Versorgung einzelner Regionen vollzogen. Die Standorte und Verkaufsflächen haben sich stetig von kleinen Orten sowie Zentren hin zu Ballungsräumen bzw. zur Peripherie verlagert. In den vergangenen Jahren sind jedoch verstärkt Investitionen in zentral gelegene Standorte auch in kleineren Gemeinden auszumachen.
Teilsortiment
Neben dem Lebensmittelhandel mit Vollsortiment und Diskontern tragen zahlreiche Geschäfte mit einem eingeschränkten Sortiment zur Vielfalt des Lebensmittelangebotes bei. „Insgesamt 92 Standorte entfallen auf Geschäfte mit einem speziellen Sortiment. Das sind Nischengeschäfte für vegane Lebensmittel, Bio- und Naturkost ebenso wie Spezialitätenläden und Geschäfte mit regionalem Produktbezug sowie Sennereien“, informiert Kappaurer. Die Verkaufsfläche dieser Geschäfte beläuft sich auf rund 5.000 m2. Auf Bäckereibetriebe und Brotverkaufsstellen entfallen aktuell 177 Standorte mit ebenfalls ca. 5.000 m2. Die in den letzten Jahren sehr dynamische Entwicklung dieser oft in Kombination mit einem gastronomischen Angebot betriebenen Standorte hat sich stabilisiert. An 54 Standorten gibt es Metzgereien und Fleischfachgeschäfte mit einer Verkaufsfläche von ca. 2.000 m². Bäckereien und Metzgereien mit einem Grundsortiment an Lebensmitteln erfüllen teilweise eine Nahversorgerfunktion. Kleinere Lebensmittelgeschäfte mit ethnischem Sortiment haben sich an 27 Standorten etabliert; deren Fläche beträgt rund 1.350 m². Daneben bieten Tankstellenshops ein umfangreiches Sortiment an Lebensmitteln an und stellen einen Wettbewerbsfaktor im Lebensmittelhandel dar. Die Verkaufsflächen dieser Tankstellenshops betragen rund 2.500 m².
Arbeitsplätze
Im Vorarlberger Lebensmittelhandel sind ca. 5.800 Arbeitnehmer:innen beschäftigt. Rund 240 Lehrlinge finden ihren Ausbildungsplatz mit einer fundierten Berufsausbildung und sehr guten Entwicklungsmöglichkeiten. „Dazu kommen im weiteren Sinne die Beschäftigten und Lehrlinge in den anderen Betriebstypen, die Lebensmittel anbieten (Metzgereien, Bäckereien). Damit zählt der Lebensmittelhandel zu den größten Arbeitgebern im Land“, erklärt Kappaurer. Als Abnehmer stellen der Vorarlberger Lebensmittelhandel und dessen Kaufleute, die traditionell viel Wert auf eine bevorzugte Vermarktung heimischer, regionaler Produkte legen, die bei weitem wichtigsten Partner für die heimischen Landwirte sowie Betriebe der Lebensmittelbe- und -verarbeitung dar. „Damit leisten sie einen sehr wesentlichen Beitrag zur Wertschöpfung und regionalen Unverwechselbarkeit des Landes Vorarlberg“, sagt der Fachgruppenobmann abschließend.