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Der Arbeitskräftebedarf in Zahlen

Fachkräftestrategie: Umfrage 2022 für Vorarlberg.

Der Arbeitskräftemangel hat negative Auswirkungen für betroffene Betriebe, Branchen und Regionen sowie für den gesamten Standort Vorarlberg. Die Sicherung des Fachkräftebedarfs der heimischen Betriebe hat für die Wirtschaftskammer daher oberste Priorität.

Eine Umfrage der Wirtschaftskammer Vorarlberg liefert dazu aktuelle Daten. Rund 1.000 der 8.368 (ca. 12 Prozent) angefragten Arbeitgeberbetriebe haben sich an der Umfrage beteiligt. Abgefragt wurden strategische Handlungsfelder, die gegenwärtigen Herausforderungen und Hürden sowie gewünschte Unterstützungsmaßnahmen. 

Ergebnisse im Detail

Für 63 Prozent der befragten Unternehmen stellt der Mangel an Arbeitskräften eine „sehr große“ Herausforderung dar, „groß“ ist sie immerhin noch für 19,5 Prozent. Für lediglich 8,3 Prozent ist dies aktuell kein Problem. Am größten ist der Bedarf an Fachkräfte in den Bereichen Produktion (34 Prozent), Technik (24 Prozent) und Vertrieb (16 Prozent). 

96 Prozent geben an, dass sie sich zurzeit sehr schwer bzw. schwer tun, neue Mitarbeiter:innen am Vorarlberger Arbeitsmarkt zu rekrutieren. Das liege es in erster Linie an der geringen Motivation arbeitsloser Personen, eine Beschäftigung anzunehmen ( 78 Prozent) und an den fehlenden Qualifikationen, der am Arbeitsmarkt verfügbaren Personen (59 Prozent). 

Der Arbeitskräftemangel führt laut Unternehmen (83 Prozent) zu einer hohen Belastung der eigenen Mitarbeiter:innen, zur Ablehnung von Aufträgen (52 Prozent), zu einem Verlust von Kund:innen (33 Prozent) sowie zu einer höheren Fluktuation des bestehenden Personals. 

Gefragt, durch welche Maßnahmen Ihrer Meinung nach die dringend benötigten Fachkräfte am ehesten für Ihr eigenes Unternehmen gewonnen werden könnten, antworteten die Befragten folgendermaßen: durch die Ausbildung vom Lehrlingen (57 Prozent), durch das Rekrutieren von Mitarbeiter:innen am Vorarlberger Arbeitsmarkt (53 Prozent), durch internationale Rekrutierungen (35 Prozent), Ausbildung der eigenen Mitarbeiter:innen (32 Prozent) oder durch den Erhalt der Arbeitsfähigkeit der eigenen Mitarbeiter:innen im höheren Alter (28 Prozent). 

Lehrlingsausbildung

65 Prozent der befragten Betriebe bildet Lehrlinge aus. 80 Prozent dieser Ausbildungsbetriebe sehen in den fehlenden Bewerber:innen die zentrale Herausforderung in der Lehrlingsausbildung, gefolgt von der fehlenden Arbeitsmotivation (52 Prozent) und der mangelnden Ausbildungsreife der Lehrlinge (37 Prozent). Den hohen zeitlichen Aufwand im Rahmen der Ausbildung halten 27 Prozent für eine der größten Herausforderungen.

Von der Wirtschaftskammer wünschen sich die Betriebe in diesem Zusammenhang ein aktives Lehrlingsmarketing für die Lehrlingssuche (54 Prozent), weitere finanzielle Unterstützungen für die Ausbildungsbetriebe (44 Prozent), stärkere Kooperationen mit anderen Betrieben, Stichwort Ausbildungsverbund (30 Prozent) sowie die Durchführung von Eignungstests (27 Prozent). 

In einem verbesserten Angebot bei der Kinderbetreuung sehen 84 Prozent die richtige Maßnahme, damit Mitarbeiterinnen wieder früher in den Betrieb zurückkehren können. 64 Prozent halten finanzielle Anreize für den Wiedereinstieg für notwendig. 

Arbeitslose zurück in den Beruf

Um mehr arbeitslose Menschen wieder ins Berufsleben zu bringen, wünschen sich 68 Prozent der befragten Unternehmen eine Probephase (z.B. sechs Monate) für arbeitslos gemeldete Personen. 56 Prozent plädieren für Lohnkostenzuschüsse durch das AMS während der ersten Phase eines Beschäftigungsverhältnisses. Für immerhin 40 Prozent würden eine finanzielle Unterstützung für abgestimmte Qualifizierungsmaßnahmen durch das AMS vor Beginn einer Beschäftigung helfen. 

Internationale Rekrutierung

51 Prozent der Unternehmen haben wenig bis keine Erfahrung mit der Rekrutierung internationaler Arbeitskräfte. Zum einen (57 Prozent), weil ihnen die konkreten Informationen fehlen, welche Fachkräfte es in den verschiedenen Ländern gibt, und zum anderen werden zu hohe sprachliche Barrieren (47 Prozent) und der große bürokratische Aufwand (48 Prozent) angeführt. Unterstützungsmaßnahmen sehen 72 Prozent in der Überwindung dieser Hürden, 66 Prozent in der frühzeitigen Vermittlung von Deutschkenntnissen in den Herkunftsländern, 58 Prozent in einen „Incoming-Service“ (Erledigung wichtiger Behördenangelegenheiten) für internationale Mitarbeiter:innen und 50 Prozent in der Vermittlung von Kontakten zu internationalen Personalvermittlern.

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