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Bildungsmonitoring: Der politische Wille ist gefragt

Strategieprozess Dis.Kurs Zukunft: Die Wirtschaftskammer Vorarlberg bringt erneut das Bildungsmonitoring als Steuerungsinstrument zur Qualitätsentwicklung und ‑sicherung im Bildungswesen ins Spiel. Es ist Zeit, den Pfad „Prinzip Hoffnung“ zu verlassen.

Das Abfragen von Bildungsstandards national wie international, etwa durch die PISA-Studie, führt regelmäßig zu hitzigen bildungspolitischen Debatten. Steuernde Maßnahmen bleiben dennoch weitgehend aus. „Die Erfassung von Entwicklungen durch ein Monitoring ist inzwischen im wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und sozialen Leben eines Staates oder einer Region üblich. Und ebenso selbstverständlich ist inzwischen die Aussage, dass Bildung zu den wichtigsten Ressourcen einer modernen Industriegesellschaft gehört. Nur: Bildungsentwicklungen über ein Bildungsmonitoring zu steuern, ist immer noch eher die Ausnahme“, erklärt Prof. Hans Döbert, deutscher Experte für kommunales Bildungsmonitoring. 

Bescheidener Output

In Vorarlberg scheint es nicht anders zu sein. Christoph Jenny, Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg, sagt zu den Vorteilen eines offenen Umfangs mit Bildungsdaten: „Es wird im Vergleich zu anderen Ländern zwar viel Geld und Energie ins Bildungssystem gesteckt, der Output ist aber eher bescheiden.“ Die Wirkung mancher Projekte stehe somit zur Debatte. „Über die gesamte Bildungskarriere hinweg weiß man oft nicht, wie die Schnittstellen zusammenpassen. Es stellt sich letztendlich auch die Frage, was mit den vielen ausgewerteten Daten aus PISA und anderen Vergleichsabfragen passiert“, sagt Jenny. Ein sinnvolles Zusammenführen dieser Erkenntnisse fehle vielfach. Über ein Monitoring bekomme man hingegen eine Grundlage, um das Bildungssystem besser steuern zu können. Es gehe damit um Bildungssteuerung und um Bildungsmanagement. „Man sieht über einen längeren Zeitraum, wie sich Dinge in unterschiedlichsten Themenfeldern – vom Kindergarten, über die Schule und Berufsausbildung, bis hin zur Erwachsenenbildung, entwickeln, um dann ein Bild zu bekommen, wo wir stehen. Aber nicht nur Daten sollen ausgewertet werden, sondern wissenschaftlich fundierte Indikatoren müssen definiert werden, die mit den Daten dann sinnvoll zusammengeführt werden.“ Damit lasse sich Veränderung diagnostizieren und erklären, ob eine Maßnahme etwas gebracht hat oder nicht.  

Begriff Bildungsmonitoring

Hinter dem Begriff Bildungsmonitoring verbirgt sich die kontinuierliche, systematische und dauerhafte Beobachtung eines Bildungssystems oder einzelner Teilbereiche eines Bildungssystems mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden. Das ist die Grundlage für evidenzbasierte Bildungspolitik, das heißt für eine Bildungspolitik, die sich auf empirische Daten stützt. Diese Daten sollen die politisch Verantwortlichen darin unterstützen, gezielt bildungspolitische und pädagogische Maßnahmen auf den Weg zu bringen, mit denen die Qualität des Bildungssystems gesichert und verbessert werden kann.  

Es braucht politischen Willen

„Ein Bildungsmonitoring stellt nicht nur Daten über institutionalisierte Bildungsangebote und deren Nutzung zur Verfügung, sondern fragt darüber hinaus nach den Chancen von Menschen, sich kulturelle Traditionen und Wissensinhalte anzueignen, ihre Persönlichkeit zu entwickeln und so eigenverantwortlich ihr Leben in Partnerschaft und Familie zu gestalten, beruflichen Ansprüchen gerecht zu werden sowie aktiv am sozialen und politischen Leben teilzunehmen“, erklärt Bildungsexperte Döbert. Der Mehrwert eines an Bildung im Lebenslauf orientierten Monitorings liege insbesondere in der Gesamtschau über die Stufen und administrativen Zuständigkeitsbereiche hinweg, in der Verknüpfung zwischen den Teilsystemen, zum Beispiel bei der Untersuchung von Übergängen im Bildungssystem aber auch in einer als Zeitreihe angelegten Darstellung. „Allerdings“, sagt der Bildungsexperte, „müssen ein Monitoring und ein auf seiner Grundlage materialisiertes ,Produkt‘ politisch gewollt sein. Politik und Verwaltung müssen mit den Befunden, auch den weniger erfreulichen, umgehen wollen und können.“ 

Wenn es auf der gleichen Datenbasis kontinuierlich durchgeführt werde, können Entwicklungen über längere Zeiträume aufgezeigt werden. Insbesondere wird es dadurch möglich, Aufschluss über Veränderungen zu gewinnen, die nach bestimmten bildungspolitischen Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität in Bildungseinrichtungen eintreten. WKV-Direktor Jenny fügt an: „Das bislang vorherrschende Prinzip Hoffnung wird dann endlich von faktenbasierten Maßnahmen abgelöst.“

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