Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Klimawandel, Umweltschutz, Energieeffizienz, gesellschaftliche Herausforderungen und Verantwortung – die Herausforderungen und Chancen für die Wirtschaft sind vielseitig. Wesentlich dabei ist, dass umweltpolitische, gesellschaftliche und ökonomische Ziele nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern sich vielmehr gleichrangig gegenüber und stark zueinander in Beziehung stehen. Eine exportstarke und mit Schlüsseltechnologien ausgestattete Region wie Vorarlberg hat das Potential, gleichermaßen marktfähige wie klima- und umweltfreundliche Prozesse, Produkte, Dienstleistungen und Konsummuster in die Welt zu tragen, regionale Wertschöpfung zu schaffen und so einen wesentlichen Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels sowie zum Schutz der Umwelt zu leisten.
Eine Vermeidungs- und Verzichtsdebatte mit großen gesellschaftspolitischen Einschnitten – sie prägt den aktuellen öffentlichen Diskurs – ist nicht der einzige Lösungsansatz. Durch effektive und konstruktive Herangehensweise können nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung des Standorts ermöglicht und Wachstumsperspektiven gesichert werden, ohne dies auf Kosten von Umwelt und Klima zu bewerkstelligen. Umwelt- und Klimaschutz bei gleichzeitig nachhaltiger wirtschaftlicher Entwicklung sind möglich, dafür bedarf es jedoch eines innovationsfördernden Umfelds. Die Grundvoraussetzungen für ein nachhaltiges Wirtschaften, das Wohlstand, Wachstum, Wertschöpfung und Fortschritt unter Berücksichtigung des Ökosystems ermöglicht, sind in Vorarlberg gegeben. Daher gilt es aus Sicht der Wirtschaftskammer Vorarlberg, sich an den eigenen Rahmenbedingungen und Kompetenzen zu orientieren und einen technologie- und innovationsbasierten Ansatz zu forcieren.
In diesem Selbstverständnis agiert die Wirtschaftskammer Vorarlberg bereits seit vielen Jahren in zahlreichen Projekten und Initiativen, bei der Unterstützung und Vernetzung der Vorarlberger Unternehmen und in der Interessenvertretung. Nicht zuletzt deshalb wurde im Herbst 2019 im Rahmen des Strategieprozesses Dis.Kurs Zukunft das Themenfeld #nachhaltigkeit als eigener Baustein definiert. Die im Austausch mit den Betrieben entstandene Vision drückt dieses gemeinsam von der Vorarlberger Wirtschaft getragene Selbstverständnis aus:
Vision: Vorarlberg ist eine international angesehene Modellregion für nachhaltige Entwicklung. Wir nutzen unsere wirtschaftliche Innovationskraft für enkeltaugliche Lösungen. Wir sind der chancenreichste Lebensraum für Kinder.
Die daraus abgeleiteten Kernfragen sind:
Wie können wir einen nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen für einen intakten Lebens- und Wirtschaftsraum unterstützen?
Wie können wir einen maßgeblichen Beitrag zu einer ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigen Entwicklung in Vorarlberg leisten?
Im Sommer 2020 wurden ausgewiesene Experten und Praktiker aus verschiedenen Branchen in einer Fokusgruppe zusammengezogen. In dieser wurden derzeitige Aktivitäten vorgestellt, mögliche Schwerpunkte diskutiert und festgemacht. Darauf beruhend wurden die nachstehenden fünf strategischen Handlungsfelder definiert, die seitens der Wirtschaftskammer Vorarlberg seither aktiv verfolgt werden. Die im Folgenden zu den fünf strategischen Handlungsfeldern jeweils punktuell angeführten Projekte und Aktivitäten befinden sich bereits in Umsetzung bzw. Vorbereitung (à Details zu den einzelnen Projekten siehe unter #Projekte (wkv-media.at)).
Strategische Handlungsfelder #Nachhaltigkeit der Wirtschaftskammer Vorarlberg:
1. Interessenvertretung - Rahmenbedingungen & Gesetze:
Wie kann die wirtschaftliche Interessenvertretung im Bereich der Nachhaltigkeit noch effektiver gestaltet werden? Wie können wir vor allem die Praktikabilität und Effektivität der gesetzlichen Rahmenbedingungen und Vorgaben sicherstellen?
- Mitgestaltung von (gesetzlichen) Rahmenbedingungen für einen nachhaltigen Wirtschaftsstandort
- Mitarbeit in Gremien und Fachkreisen auf Bundes- und Landesebene
- Kanalisierung von Expertise und Interessenausgleich zwischen den Anliegen der verschiedenen Branchen
- Klare Positionierungen zu wirtschafspolitischen Fragestellungen
2. Zertifikate & Instrumente:
Welche Chancen und Verbesserungspotenziale gibt es im Bereich der Zertifikate (z.B. regionale Zertifizierungsstelle)? Wie können wir wirkungsvolle und möglichst praktikable Instrumente (inkl. Managementsysteme) gewährleisten und in die Breite bringen?
- Unterstützung von Unternehmens-Zertifizierungen (z.B. ÖKOPROFIT)
- Mit-Initiierung von ÖKOPROFIT Plus (Erweiterung von ÖKOPROFIT hin zu einem umfassenden Nachhaltigkeitsmanagement-System ab 2018)
- Berichterstattung über Best-Practice-Beispiele (z.B. im Rahmen von „Live im Betrieb“)
- Informationsveranstaltungen
3. Kreislaufwirtschaft:
Wie können wir regionale, nachhaltige Wirtschaftskreisläufe etablieren? Wie kann "circular product design" zu einer Kernkompetenz der Vorarlberger Wirtschaft werden? Wie können wir Leuchtturmprojekte in der Kreislaufwirtschaft entwickeln und sichtbar machen?
- Beauftragung einer Standortstudie (bei Prof. Braungart): Cradle-to-Cradle-Potentiale im Großraum Vorarlberg erheben
- Pilotprojekte in der Vorarlberger Wirtschaft forcieren
4. Umwelttechnologie & Kompetenz:
In welchen konkreten Umwelttechnologien kann und will Vorarlberg eine führende Rolle einnehmen? Wie kann der Kompetenzaufbau in der Breite und Spitze weiter konsequent gefördert werden?
- Ausbau des Fortbildungsangebots im Bereich Umwelt- und Energiemanagement, Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft, etc.
- Erarbeitung gemeinsamer Forschungsschwerpunkte gemeinsam mit der Vorarlberger Wirtschaft
- Forcierung von Forschung und Entwicklung am Standort Vorarlberg im Bereich Umwelt und Energie
- Green H2 Education - Wasserstoff-Trainings- und Demonstrationsanlage zur Produktion von „Grünem Wasserstoff“ und „Grünem Strom“ aus Wasserstoff
- Hochschullehrgang European Energy Manager (EUREM) – WKV als Kooperationspartner
5. Netzwerke & Service:
Wie kann die WKV noch stärker zur Service- und Anlaufstelle für Unternehmen in Fragen der Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sowie zu umwelt- und energierelevanten Themen werden? Wie können Vernetzung, Beteiligung, Dialog und Wissenstransfer weiter forciert und belebt werden?
- Entwicklung und Pflege von Netzwerken in der Vorarlberger Wirtschaft (z.B. Denkwerkstatt Nachhaltigkeit)
- Unterstützung und Berichterstattung über Netzwerke (z.B. Energieeffizienz-Netzwerke, ÖKOPROFIT-Netzwerk, „Live im Betrieb“, etc.)
- Entwicklung einer Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement – Tool-Box (Online-Wegweiser)